Interview mit Nathalie Wolff, die Künstlerin mit den Wurst-Aquarellen
Liebe Frau Wolff, vom Februar bis März 2019 gab es im Goethe-Institut in Marseille die Ausstellung mit dem Titel „1/4 Pfund Aufschnitt“. Dort stellten Sie 70 Aquarelle mit jeweils einer Scheibe Wurst als Motiv aus. Wie kommt man auf die Idee Wurst als Motiv zu nehmen?
Es war Anfang 2018 als ich mal wieder von Paris nach Stuttgart kam. Zusammen mit Matthias Bumiller kauften wir in einer Metzgerei etwas fürs Abendbrot ein. Nach dem Bezahlen, reichte uns die nette Verkäuferin jedem ein Scheibchen Lyoner über die Theke. Vermutlich hatten wir 40 Jahre lang kein Wursträdle mehr bekommen. Ich bin gebürtige Elsässerin und wuchs in Reichstett, einem kleinen Dorf nördlich von Strasbourg auf. Durch das Wursträdle kamen sehr viele Kindheitserinnerungen hoch. Wenn man so will, war die Lyoner-Scheibe so etwas ähnliches für mich, wie die Madeleine für Marcel Proust. Am selben Abend legte ich eine Rädchen Paprikalyoner auf einen weißen Teller und machte ein Aquarell davon. Matthias war vom Ergebnis so begeistert, dass er mich mit Nachdruck ermunterte, weiter zu malen. Das war der Anfang!
Im Deutschen Fleischermuseum wurden Ihre Aquarelle vom 12.11.2020 bis 1.5.2022 ausgestellt. Da waren es dann schon die 100 schönsten Wurstsorten als Aquarell. Bei über tausend Wurstsorten gehen Ihnen die Motive nicht aus. Haben Sie inzwischen noch weitere Motive im Wurstbereich gefunden? Wäre auch die verschiedenen Cuts/Fleischstücke für Sie ein Motiv?
Fast zwei Jahre lang war mein erster Gang, wenn ich von Paris nach Stuttgart kam, in die Metzgerei. Ich kaufte Aufschnitt ein und hatte wieder neue Modelle für die nächsten Tage. So nach und nach arbeitete ich mich dann durch die schwäbischen Wurstsorten.
Letztes Jahr verbrachten wir die Sommerferien in Südfrankreich, diesen Sommer waren wir in Italien im Urlaub. Da hielt ich natürlich immer Ausschau nach besonderen Wurstsorten, die man in Stuttgart oder Paris nicht so leicht bekommt.
Und im Biosupermarkt habe ich im Regal bei den veganen Wurstsorten herumgestöbert. Das wäre vielleicht noch ein kleiner, origineller Exkurs.
Frau Wolff, Sie haben zusammen mit dem Deutschen Fleischermuseum in Böblingen ein Memory Spiel herausgebracht, das aus 70 Karten mit 35 von ihnen gemalten Wurst-Motiven besteht. Gibt es weitere Produkte mit Ihren Wurstaquarellen und wo kann man diesen denn erwerben?
Das Wurstmemory war und ist ein unerwarteter Erfolg. Vermutlich auch deshalb, weil zwei Mal darüber im Fernsehen berichtet wurde. U.a. in der Sendung »Kunscht!«. Inzwischen ist die zweite Auflage auch fast schon verkauft.
Für die Ausstellung im Goethe-Institut in Marseille 2019 hatten Matthias und ich in unser eigenen édition totale éclipse ein 32-seitiges Heft mit dem Titel »1/4 Pfund Aufschnitt« herausgebracht. Es war im Format, Umfang und der Papierart angelehnt an die Fleischerkundenzeitschrift »Lukullus«. Fürs Fleischermuseum in Böblingen haben wir auch noch Vesperbrettle produziert lassen mit einer Paprikalyoner auf der Vorderseite und einem Original 50er-Jahre-Muster auf der Rückseite. Die Brettle sind inzwischen alle vergriffen. Wer hätte das gedacht!
Haben Sie schon neue Ideen im Hinterkopf bzw. Pläne für Ausstellungen 2023?
Nach den vielen Wurstaquarellen wollte ich dieses Jahr etwas Neues anfangen. Seit dem Frühjahr male ich an der Serie: »Kuchen und Gebäck«: Tafelbrötchen, Mohnbrötchen, Laugenbrötchen, Brezel, Berliner, Käsekuchen, Baguette, Croissant, Brioche … gibt es schon. Aber das ist noch ein weites Feld. Matthias hat mir erzählt, dass es in Ulm ein Brotmuseum gibt. Mal sehen, wie sich das noch entwickelt.
Herzlichen Dank für das Interview, Frau Wolff!
Das Wurstmemory und die Vesperbrettchen sind übrigens bei Herr Bumiller unter der Emailadresse matthias@finken-bumiller.de bestellbar.
Informationen zur Ausstellung und Abbildungen der wunderschönen Aquarelle findet man auf der Webseite des Fleischermuseums Böblingen unter https://fleischermuseum.boeblingen.de
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Veronika Wimpffen (Dienstag, 09 April 2024 08:52)
Ich interessiere mich für die Wurst Aquarelle v Nathalie Wolff
WSA (Mittwoch, 10 April 2024 22:25)
Hallo Frau Wimpffen, Sie können die Wurst Aquarelle von Frau Wollf über Herrn Bumiller beziehen. Seine Emailadresse ist matthias@finken-bumiller.de.
Falls Sie auf Instagram sind, können Sie Frau Wolff auch dort eine Nachricht schicken. Ihr Profil ist https://www.instagram.com/nat.wolff/
Herzliche Grüße
Das Team von FH - Wir sind anders